St. Paulus in Perlach
Die Anfänge der evangelischen Gemeinden in München sind auf die zweite Frau des Kurfürsten Maximilian Joseph und erstem bayerischem Königs Max I. Joseph (1756-1825), Karoline Frederike Wilhelmine (1776-1841) zurückzuführen. Die aus dem Badischen stammende Kurfürstin nebst Gefolge war evangelisch-lutherischen Glaubens. Die ersten evangelischen Gottesdienste wurden 1799 im Schloss Nymphenburg im „Steinernen Saal“ abgehalten und waren zunächst nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Durch Zunahme der Protestanten, nicht zuletzt wegen des bayerischen Religionsediktes von 1803, wurden die Gottesdienste dann in den früheren Ballsaal der Residenz verlegt. Im Jahre 1833 wurde dann die Pfarrkirche St. Matthäus als erste protestantische Kirche Münchens errichtet, die zunächst als „Sonnenkirche“ bezeichnet wurde. Sie wurde 1938 abgerissen und erst 1957 in ihrer heutigen Form wieder errichtet.
Seit 1816, als die ersten Zuwanderer aus Edenkoben in der Rheinpfalz nach Perlach kamen, wuchs auch die dortige protestantische Gemeinde stetig. Zunächst mussten die Gläubigen den beschwerlichen, eineinhalbstündigen Weg nach München auf sich nehmen, um an den dort abgehaltenen protestantischen Gottesdiensten teilnehmen zu können. 1817 konnte dann die protestantische Schul- und Kirchengemeinde Perlach ins Leben gerufen werden. Im Oktober 1819 zählte diese protestantische Gemeinde 14 Familien, fast 100 Seelen davon 18 schulpflichtige Kinder. Erst 1834 wurden regelmäßige Gottesdienste genehmigt, die durch Geistliche aus München abgehalten werden sollten. Der erste protestantische Gottesdienst fand, gehalten von Stadtvikar (Dr.) Puchta (1808-1858), am 11. Mai 1834 in Perlach statt. 1839 wurde dann Wilhelm Lendel als protestantischer Lehrer, Prediger und Seelsorger dauerhaft nach Perlach entsandt. Diese regelmäßigen Gottesdienste mussten aber schon im Dezember 1840 auf behördliche Anordnung wieder eingestellt werden. Erst 1845 nach mehreren Gesuchen konnte der regelmäßige protestantische Gottesdienst in Perlach wieder aufgenommen werden. Alsbald waren die anfangs in Schulzimmern und privaten Wohnungen abgehaltenen Gottesdienste, so nicht mehr zu bewerkstelligen. Uneingeschränkt bestand der Wunsch nach der Errichtung eines Vikariats und einer eigenen Kirche oder wenigstens eines Bethauses in Perlach. Aber wie sollte das finanziert werden?
Trotz des Widerstandes des damaligen Innenministers Carl August (von) Abel (1788-1859) wurde endlich im Mai 1846 von König Ludwig I. von Bayern (1786-1868) eine Kirchenkollekte im ganzen Reich genehmigt, die die Baukosten finanzieren sollte. Als besondere Streiter für die Genehmigung dieser Kollekte werden Anton Weiskopf und Franz Schmitt erwähnt. Diese beiden Gemeindeglieder waren dann auch vier Wochen in München, um persönlich Spenden bei den dort ansässigen Protestanten zu sammeln. Die Spenden kamen von Glaubensgenossen aus allen Teilen Bayerns und Deutschlands. So trugen Spenden aus Augsburg, Nürnberg, Frankfurt und sogar aus Lübeck zum Bau unserer Kirche bei. Der Ertrag war mit 9´029 Gulden und 53 ½ Kreuzer unerwartet hoch und so war es möglich, anstelle eines Bethauses den Bau unserer kleinen Kirche zu finanzieren.